Pädagogisches Konzept der LBV-Umweltstation Altmühlsee

Grundlagen

"Heute nicht auf Kosten von morgen,

hier nicht auf Kosten von anderswo leben."

 

Der LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V. als Dachverband und Träger der LBV-Umweltstation Altmühlsee hat sich Grundsätze einer Bildung für nachhaltige Entwicklung gegeben, welche auch die Basis für unsere Bildungsarbeit darstellen, denn Bildung ist der Schlüssel zu nachhaltiger Entwicklung:

Bildung für Nachhaltige Entwicklung hat zum Ziel, die Menschen zur aktiven Gestaltung einer ökologisch verträglichen, wirtschaftlich leistungsfähigen und sozial gerechten Umwelt unter Berücksichtigung globaler Aspekte zu befähigen. 

Nachhaltige Entwicklung ist ein andauernder und gesamtgesellschaftlicher Wandlungs- und Gestaltungsprozess, der es ermöglicht, die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation zu sichern und gleichzeitig die Wahlmöglichkeiten zukünftiger Generationen zur Gestaltung ihres Lebens zu erhalten. 

Nachhaltige Entwicklung ist heute der allgemein anerkannte Weg zur Verbesserung der individuellen Zukunftschancen, zu gesellschaftlicher Prosperität, wirtschaftlichem Wachstum und ökologischer Verträglichkeit. 

Nachhaltige Entwicklung ist ein umfassendes Modernisierungskonzept für Leben und Wirtschaften im 21. Jahrhundert.

Die Bildungsarbeit des LBV leistet einen Betrag zum SDG Ziel 4.7 der von den Vereinten Nationen verabschiedeten Agenda 2030: 

"Bis 2030 sicherstellen, dass alle Lernenden die notwendigen Kenntnisse und Qualifikationen zur Förderung nachhaltiger Entwicklung erwerben, unter anderem durch Bildung für nachhaltige Entwicklung und nachhaltige Lebensweisen."

Sieben Thesen des LBV zur Bildung für Nachhaltige Entwicklung:

  • Umweltbildung des LBV begreift sich als Teil einer Bildung für nachhaltige Entwicklung. Sie begleitet Menschen auf dem Weg zu einer Gesellschaft, die ökonomische, ökologische und soziale Themen zusammenführt und sich einer inter- und intra-generationellen Gerechtigkeit verpflichtet fühlt.
  • Der Mensch mit seinen Entwicklungsmöglichkeiten steht im Mittelpunkt. Bildung für nachhaltige Entwicklung fördert Gestaltungskompetenz im Sinne von vorausschauendem, planendem und vernetztem Denken, Fähigkeit zur Solidarität, Verständigungs- und Kooperationskompetenz sowie die Fähigkeit zur Reflexion über individuelle und gesellschaftliche Leitbilder. Umfassende Wissensvermittlung ergänzt diesen Ansatz.
  • Bildung für nachhaltige Entwicklung geht dabei von einer Bereitschaft zu lebenslangem Lernen aus und richtet sich an Menschen aller Altersgruppen.
  • Motivation zum Weiterlernen wird durch erlebnisorientierte, situationsorientierte und altersspezifische Angebote geweckt.
  • Die Entwicklung eines achtsamen Umgangs mit sich selbst und seiner Umwelt ist Ausgangspunkt für die Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten. Spielerische Naturerfahrung wird dabei wann immer möglich mit situiertem Lernen verbunden.
  • Bildung für nachhaltige Entwicklung liegt auch der Gedanke der Einen Welt zugrunde. Durch interkulturelles Lernen, Durchführung von Projekten zur kulturellen Vielfalt und Vernetzung von Umweltbildnern über die Landesgrenzen hinaus macht der LBV deutlich, dass Umwelt und Entwicklung zusammengehören.
  • Bildung für nachhaltige Entwicklung kann sich nur innerhalb demokratischer Strukturen und eines politischen Rahmens, der echte Partizipationsmöglichkeiten zulässt, einer angstfreien Atmosphäre und einem Klima sozialer Gerechtigkeit wirkungsvoll entfalten. Der LBV und die Naturschutzjugend im LBV sind die vermittelnden Strukturen zwischen den einzelnen Personen, Gruppen und der Gesellschaft, um diese Thesen mit Leben zu erfüllen.

Zielgruppen und Milieus

Bildung ist der Schlüssel zu nachhaltiger Entwicklung. Bildungsarbeit beginnt unseres Erachtens mit dem ersten Lebenstag, Bildung für nachhaltige Entwicklung ist dabei wie kaum ein anderer Bildungsbereich geeignet, lebenslanges und lebendiges Lernen zu ermöglichen. So können und sollen in jedem Alter Lernprozesse angeregt werden, insbesondere solche, die zur Führung einer nachhaltigen Lebensweise befähigen. 

Das Bildungsprogramm der LBV-Umweltstation Altmühlsee will aus diesem Ansatz heraus ein breites Publikum an Alters- und Zielgruppen sowie Milieus ansprechen und dies sowohl im formellen wie auch informellen Bildungskontext.

 

Ein Schwerpunkt des Angebots liegt auf Familien, Schulklassen sowie auf Gästen des Fränkischen Seenlandes. Sie werden hauptsächlich durch naturkundliche Führungen über die Vogelinsel, durch diverse Umweltbildungsprogramme sowie durch die interaktive Ausstellung „Lebensraum Altmühlsee – Faszination Vogelzug“ angesprochen. Dabei stehen sowohl ein offenes Angebot im Rahmen des Jahresprogrammes als auch buchbare Veranstaltungen für Gruppen zur Verfügung. 

 

Im Rahmen von Bildungsprojekten werden weitere Zielgruppen gezielt angesprochen, z.B. Menschen im Ruhestand oder Jugendliche aus so genannten bildungsfernen Schichten und mit Migrationshintergrund.

Die LBV-Umweltstation Altmühlsee weiß um die Bedeutung milieuspezifischer Veranstaltungsplanung. Aufgrund der regionalen Bevölkerungs- und Urlauberstruktur liegt ein Schwerpunkt der angesprochenen Milieus auf Liberal-Intellektuellen, Sozial-Ökologischen und Bürgerlicher Mitte. Insbesondere im Rahmen der Projektarbeit werden aber sehr gezielt andere, auch bildungsferne Milieus einbezogen. 

 

Zielsetzung

Ziel einer jeglichen Bildungsarbeit muss es sein, den Menschen zu befähigen, selbstverantwortlich sein Lebensumfeld gestalten und die Herausforderungen des Lebens aktiv annehmen zu können. In einer Zeit des sich immer rascher ansteigenden Wissens und extrem komplexer Sachzusammenhänge kommt dabei der Vermittlung von Kompetenzen eine herausragende Bedeutung zu.

Bildung für nachhaltige Entwicklung im Speziellen hat zum Ziel, die Gestaltungskompetenz der Menschen im Sinne eines nachhaltigen Lebensstils zu stärken. Es geht nicht mehr nur darum, sein Leben selbst in die Hand nehmen zu können, sondern dies im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung und damit tragfähig für die Zukunft zu tun.

 

Die LBV-Umweltstation Altmühlsee möchte ihren Veranstaltungsbesuchern hierfür Rüstzeug liefern, das auf Erfahrung, Begreifen und Erleben, auf Motivation, Faszination und Betroffenheit gründet. Dieser Ansatz fußt nicht zuletzt auf der Überzeugung, dass sich Einsichten und Anschauungen nicht besserwisserisch von außen mittels des „erhobenen Zeigefingers“ ändern lassen, sondern nur durch Veränderungswillen und Eigenmotivation. 

Methoden

 Die LBV-Umweltstation Altmühlsee setzt für die Zielerreichung zielgruppenorientierte Methoden der klassischen Umweltbildung als auch spezifische Methoden der Bildung für nachhaltige Entwicklung ein. Dabei dient uns hauptsächlich die Natur als Lernort, z.B. bei den naturkundlichen Führungen am und um den Altmühlsee oder im neuen Natur-Erlebnis-Garten in Muhr am See, bei vielen der Umweltbildungsprogrammen und Bildungsprojekten. Gelegentlich finden die Veranstaltungen und Aktionen aber auch innen statt.

Zeitlich variieren unsere Angebote und richten sich nach den Wünschen, Alter und zeitlichen Kapazitäten der jeweiligen Zielgruppen sowie teilweise auch nach Jahreszeiten bzw. Witterungsbedingungen.

 

Wir verstehen moderne Umweltbildung im Sinne der BNE als fächerübergreifend, teilnehmerorientiert, emotional, erlebnisorientiert, handlungsorientiert und aktivierend. Sie bietet Gelegenheit, Gestaltungskompetenzen, soziale Kompetenzen, Empathie und Verantwortungsbewusstsein aber auch Selbstwertgefühl unmittelbarer zu vermitteln, als dies beispielsweise im schulischen Kontext möglich wäre. Entsprechende Methoden sind beispielsweise Naturerlebnisaktionen, Rollenspiele, Experimente, Bastel- oder Bauaktionen, Bildbetrachtungen oder Geschichten. 

 

Insbesondere im Rahmen von Projektarbeit oder Modellprojekten kommen vielfältige partizipative Methoden konsequent zum Einsatz. Beispiele hierfür sind Redestabrunden, Kleingruppenarbeit, Arbeitsaufträge mit anschließender gegenseitiger Vorstellung der Ergebnisse, Entscheidungsfindungsprozesse durch Teilnehmer oder Beteiligungsaktionen für die gesamte Bevölkerung, z.B. gemeinsame Pflegeeinsätze im Natur-Erlebnis-Garten, gemeinsame Müllsammel-Aktionen u.v.m.

Neben Kooperationsaufgaben und Team-Training-Aktionen kommen auch immer wieder diverse künstlerisch-kreative Methoden wie Theater, Tanz, Kreatives Schreiben, Poetry Slam, Fotografie etc. zum Einsatz, sowie in den letzten Jahren auch mehr und mehr digitale Methoden, wie Videobeiträge, Interviews, digitale Quizze etc.

 

Die Methoden der verschiedenen Programme und Projekte sind häufig modular konzipiert und finden somit – teils in abgewandelter Form – Wiedereingang in andere Veranstaltungen. 

 

Des Weiteren sucht die LBV-Umweltstation bewusst die Kooperation und Vernetzung mit anderen Akteuren in der Region sowie mit Partnern in der Umweltbildung. So werden ein größerer Bevölkerungskreis erreicht und Ideen zielgruppengerecht umgesetzt. Wichtige Anliegen in diesem Zusammenhang sind auch Schulungen von Multiplikatoren, welche die Ziele und Anliegen weiter in ihre Einrichtungen tragen. 

Materialien

 Je nach Art der Veranstaltung werden eine Vielzahl an Materialien wie (digitale) Spiele, Themenkisten, Handbücher, Modelle, Anschauungsobjekte verwandt. Bei naturkundlich ausgerichteten Angeboten kommt zudem disziplinspezifische Ausrüstung (z.B. Ferngläser, Bestimmungsliteratur, Mikroskope, Becherlupen, Biber-Rucksack) zum Einsatz. Im Rahmen von Programmen mit kreativ-künstlerischem Schwerpunkt finden neben Materialien aus der Natur auch digitale Materialien Verwendung. 

 

Speziell in Zusammenhang mit Bildungsprojekten kommt es zur Erstellung eigener Materialien und themenspezifischer Materialkisten (z.B. Apfel-Erlebniskiste, Fast Fashion, Plastik-Planet usw.) und Konzepte wie Brettspiele, Spielanleitungen, Handreichungen, Drehbücher oder digitale Medien und Lernspiele, welche größtenteils auch Multiplikatoren zur Verfügung stehen.

Ergebnissicherung und Evaluation

Um die inhaltliche wie pädagogische Arbeit der LBV-Umweltstation auf einem hohen Niveau zu halten bzw. kontinuierlich zu verbessern sowie nachfrageorientiert zu gestalten, werden die Veranstaltungen auf unterschiedliche Art und Weise evaluiert. 

Des Weiteren werden bei den Veranstaltungen durch das Personal Feedbacks zur Unterstützung der Selbstreflexion im Sinne der Weiterentwicklung abgefragt. 

Projekte werden entweder während der Umsetzungsphase oder aber nach deren Beendigung evaluiert. Hierbei wird auf alters- und zielgruppengerechte Methoden geachtet.

 

Das Fachpersonal der LBV-Umweltstation nimmt regelmäßig an Fortbildungen zur Weiterentwicklung der eigenen Arbeit teil.

 

Stand: September 2023